Akis Petretzikis

Rückenschmerzen verstehen – Schmerzen im Rücken bremsen uns im Alltag aus und sind belastend. Nicht immer liegen ihnen ernstzunehmende Erkrankungen zugrunde. Erfahren Sie hier, wie Sie ihren Rücken dauerhaft stärken und sich in akuten Schmerzzuständen Linderung verschaffen können.

6 Minuten Lesezeit
Mehr anzeigen

Rückenschmerzen – eine „Volkskrankheit“ mit vielfältigen Ursachen

Rückenschmerzen zählen zu den sogenannten Volkskrankheiten. Tatsächlich leiden fast 90 % aller Österreicher mindestens einmal in ihrem Leben unter Rückenschmerzen. Bei der Häufigkeit ihres Auftretens wundert es jedoch, wie wenig wir eigentlich über sie wissen. Von den Ursachen über die Behandlung bis hin zur Vorsorge halten sich viele Mythen und Thesen, die längst als überholt gelten und im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass wir, anstatt alles richtig zu machen, es nur noch verschlimmern.

(Quelle: Online-Umfrage Rückenschmerzen 2016, Das Österreichische Gallup-Institut)

Rückenschmerzen – nicht immer ist die Bandscheibe schuld

Die menschliche Wirbelsäule ist im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende und stabile Konstruktion. Zu glauben, diese sei per se für quälende Rückenschmerzen verantwortlich, ist trügerisch. Nur in wenigen Fällen liegt eine ernsthafte Erkrankung der Wirbelsäule vor. Dann ist selbstverständlich Vorsicht geboten und ärztlicher Rat dringend erforderlich.
Image
Stärken Sie ihren Rücken dauerhaft - das ist der beste Schutz gegen Schmerzen, auch im Alltag.
Wenn Sie leichte Rückenschmerzen verspüren, kann das zum Beispiel an einem untrainierten Rücken oder einer falschen Sitzhaltung liegen. Aber auch äußere Faktoren wie Alltags- oder Berufsstress können definitiv Einfluss auf Ihren Rücken haben.

Mehr über die Ursachen von Rückenschmerzen erfahren Sie unter „Schmerzen im Rücken – die Ursachen“.

Mythen über Rückenschmerzen

Nicht jeder Rat ist ein guter Rat. Auf welchen Sie weiterhin vertrauen und welchen Sie ab heute meiden sollten, erfahren Sie hier.

Ich kann nichts dagegen tun!

Image
Sport, wie Gymnastik oder Yoga, stärkt den Rücken.
Doch, das können Sie! Natürlich benötigt jeder Patient seine individuelle Diagnose und Lösung. Wer unter Rückenschmerzen leidet, braucht ein individuell angepasstes, medizinisch abgestimmtes Behandlungs- und Therapiekonzept. Ein wichtiger Aspekt ist für viele Patienten der Sport, zum Beispiel in Form von Gymnastik oder rückenstärkendem Krafttraining. Beginnen Sie nach Absprache mit Ihrem Arzt oder Therapeuten mit einem täglichen Programm, fangen Sie mit wenigen Übungen an und versuchen Sie, Ihre sportliche Leistung langsam zu steigern.
Aber Vorsicht: Tritt keine Linderung ein oder verschlimmern sich Ihre Beschwerden, sollten Sie unbedingt erneut einen Arzt oder Therapeuten konsultieren, um weitere oder alternative Therapiemöglichkeiten zu besprechen.

Akute Beschwerden: Ich muss mich sofort ruhigstellen, dann verschwindet der Schmerz

Image
Rückenschmerzen bremsen uns im Alltag aus - bleiben Sie dennoch in Bewegung, denn Stärkung bedeutet Vorbeugung.
Bei akuten Schmerzzuständen, wie zum Beispiel Hexenschuss, oder einer Überlastung des Rückens hilft Schonung als erste Sofortmaßnahme tatsächlich gegen die Schmerzen. Nichtsdestotrotz dauert diese Akut-Phase normalerweise nicht länger als ein paar Tage an. Um nachhaltig gegen Rückenschmerzen vorzugehen, sollten Sie die Rückenmuskeln stärken und Bewegung in Ihren Alltag integrieren. Denn Rücken- und Bauchmuskeln gleichmäßig zu beanspruchen, kann die Heilung beschleunigen und zukünftige Verletzungen verhindern. Fragen Sie Ihren Arzt, welche Übungen oder welche Sportarten für Sie und Ihre Beschwerden ideal sind.

Wer Sport treibt, bleibt von Rückenschmerzen verschont

Image
Gezielte Dehnübungen und Muskelaufbau-Training können Rückenschmerzen vorbeugen.
Nicht ganz. Selbst für sehr sportliche Menschen gibt es keine Garantien: Auch sie bekommen hin und wieder Rückenschmerzen. Aber wer gut in Form ist, leidet weniger häufig und weniger heftig. Treten die Schmerzen immer wieder auf, sollten Sie einen Arzt um Rat fragen.

Grundsätzlich gilt: Regelmäßiges Training, das sowohl Übungen zur Kräftigung der Muskulatur als auch entspannende Dehnungsübungen umfasst, ist der beste Schutz gegen Rückenprobleme.

Wenn der Rücken wehtut, ist es meistens etwas Schwerwiegendes

Fast jeder bekommt in seinem Leben Rückenschmerzen. In rund 90% der Fälle haben diese aber keine schwerwiegende oder gefährliche Ursache. In der Regel verschwinden akute Schmerzzustände innerhalb weniger Tage wieder. Aber: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Rückenschmerzen immer mal wieder auftreten.

Die Bandscheibe ist schuld

Veränderungen an den Bandscheiben kommen häufig vor, stehen aber oft nicht mit der Stärke der Schmerzen im Zusammenhang. Viele Veränderungen der Bandscheibe sind zudem auch altersbedingt und so normal wie graue Haare. Das muss aber nicht bedeuten, dass Sie unter Beschwerden leiden müssen.
Bei mehr als 50 % der 35-Jährigen zeigen sich bereits Abnutzungen der Bandscheibe. 40 % der 40-Jährigen und 50 % der 50-Jährigen haben erste Bandscheibenschäden. Oft haben die Betroffenen keinerlei Beschwerden.

Bei falscher oder zu starker Belastung wird der Rücken beschädigt

Image
Ihr Körper hält viel aus, auch den schweren Einkaufskorb – wenn Sie es nur richtig angehen.
Die Wirbelsäule ist eines der stabilsten Konstruktionselemente des Körpers.

Die Lendenwirbelsäule besteht aus soliden Knochen und bekommt durch die Bandscheiben und die Wirbelgelenke sowohl Festigkeit als auch Beweglichkeit. Für zusätzliche Stabilität sorgen kräftige Sehnen und Bänder sowie starke Muskeln. Die Wirbelsäule kann zum Beispiel mit bis zu
1,5 Tonnen Gewicht belastet werden, ohne Schaden zu nehmen. Treten Beschwerden auf, ist das häufig eher auf eine untrainierte Rumpfmuskulatur zurückzuführen.

Dagegen können Sie ganz pro-aktiv vorgehen: Trainieren Sie regelmäßig und stärken Sie Rücken- und Bauchmuskeln.

Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen

Nicht in allen Fällen findet man eine eindeutige Ursache für Rückenschmerzen. Oft stehen Rückenschmerzen im Zusammenhang mit der Muskulatur: Ist diese untrainiert, ist sie folglich weniger belastbar und somit anfälliger für Verspannungen, Schmerzen und Verhärtungen der Muskulatur. Auch eine Überlastung oder einseitige Fehlbelastung der Muskulatur – zum Beispiel beim Bücken, beim Heben, bei der Gartenarbeit oder bei ungewohnten Anstrengungen – kann plötzliche Schmerzen auslösen und zu eingeschränkter Beweglichkeit führen. Im Volksmund spricht man dann von einem steifen Rücken – Bewegungen sind mit erheblichen Schmerzen verbunden und die Betroffenen können sich nur schwer aufrichten oder vorbeugen. Oft ist die akut verspannte und verhärtete Muskulatur spür- und tastbar.

Mehr über die Ursachen von Rückenschmerzen erfahren Sie unter „Schmerzen im Rücken – die Ursachen“.

Ein bekanntes Beispiel: der Hexenschuss

Image
Wenn jede Bewegung wehtut – der Hexenschuss ist die bekannteste Form der Rückenschmerzen.

Es gibt unterschiedliche Bezeichnungen für Rückenschmerzen. Als Hexenschuss werden im Volksmund plötzliche Kreuzschmerzen bezeichnet – der medizinische Fachausdruck lautet "Lumbago" oder "Lumbalgie". Ein Hexenschuss kann unterschiedliche Ursachen haben. Er kann zum Beispiel auftreten, wenn die Rückenmuskulatur geschwächt ist und dann eine ungeschickte ruckartige Bewegung ausgeübt wird. Manchmal kann der Hexenschuss auch die Folge eines Bandscheibenverschleißes oder eines gereizten Ischiasnervs sein. Ein Indiz für einen gereizten Ischiasnerv ist zum Beispiel ein ausstrahlender Schmerz in die Beine. Der Hexenschuss zeichnet sich also durch eine Vielzahl möglicher Ursachen und individuell sehr unterschiedlicher Verläufe aus. In der Regel lassen die Beschwerden bei einem einfachen Hexenschuss nach einigen Tagen nach.

In welchen Fällen oder bei welchen Symptomen Sie den Arzt aufsuchen sollten, finden Sie direkt im nächsten Abschnitt. In der Regel kann der Arzt bereits anhand der Krankengeschichte, der Symptome, des Verlaufs der Beschwerden sowie nach einer körperlichen Untersuchung eine Diagnose stellen.

Rückenschmerzen: Wann Sie zum Arzt gehen sollten

Image
Schmerzt der Rücken schon länger? Dann sollten Sie einen Arzt konsultieren.
Treten Rückenschmerzen auf, nachdem Sie sich eine Verletzung zugezogen haben, oder sollten Sie unter folgenden Symptomen leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt konsultieren.
  • Rötungen, Schwellungen, Überwärmung, begleitendes Fieber
  • Starke Schmerzen, anhaltende Beschwerden
  • Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen
  • Begleitende neurologische Beschwerden wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln
  • Kontrollverlust bei Stuhlgang oder Wasserlassen
  • Lähmung in Armen oder Beinen

Der Bandscheibenvorfall

Image
Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben.
Damit unser Körper ausreichend gestützt wird und gleichzeitig flexibel bleibt, besitzt unsere Wirbelsäule Wirbelkörper und Bandscheiben. Im Inneren der Bandscheiben befindet sich der "Gallertkern", der von einem Faserring umgeben ist. Mit zunehmendem Alter sinkt der Wassergehalt und somit die Elastizität der Bandscheibe. Bekommt der Faserring Risse, kann sich der Gallertkern nach außen vorwölben und drückt dann gegen Nerven am Rückenmark. Es  kann zu Schmerzen, Lähmungen und Gefühlsstörungen kommen.

Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollten Sie direkt mit einem Arzt sprechen.
Rückenschmerzen im Griff
Da Rückenschmerzen häufig auf ein muskuläres Problem zurückzuführen sind, können Sie selbst aktiv Ihren Rücken fit halten. Trainieren Sie Ihren Rücken, bewegen Sie sich ausreichend und führen Sie spezielle Übungen durch, die Ihren Rücken stärken.

Im Bereich „Rückenschmerzen vorbeugen“ haben wir für Sie Tipps und Übungen zusammengestellt.

Rückenschmerzen in Zahlen

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in Österreich. Hier finden Sie wichtige Daten und interessante Fakten über die Volkskrankheit:
Mindestens 90 % der Bevölkerung leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen.
(Quelle: Online-Umfrage Rückenschmerzen 2016, Das Österreichische Gallup-Institut)
Mehr erfahren
Mit zunehmendem Alter steigt auch die Häufigkeit von Schmerzen im Rücken-, Nacken- und Lendenwirbelbereich. Diese Beschwerden verursachen nahezu ein Viertel aller Krankenstandstage in Österreich.
(Quelle: WIFO – Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung: Fehlzeitenreport 2011)
Mehr erfahren

Empfohlene Artikel

Produkt-Tipps